Ich gebe zu, ich bin Fußball-Fan. Chris vom Reiseblog Globushopper hat ein ganz besonderes Hobby ins Herz geschlossen, das Groundhopping! Warum reise-affine Menschen selbst ohne Sehnsucht nach dem runden Leder durchaus mal ins Stadion gehen sollten, worin die Faszination besteht und welches Stadion sein Lieblingsort ist, erzählt er Euch in diesem Gastbeitrag:
Rauchige Gesänge, ein beißender Biergeruch & Menschen – teils leicht verschwitzt – dicht gedrängt. Es gibt viele Menschen, die um Orte mit dieser Umschreibung einen großen Bogen machen würden. Ich bin anders und damit irgendwie ausnahmsweise doch ganz im Mainstream.
Fußball begeistert die Welt. Keine andere Sportart ist auf dem Erdball weiter verbreitet. Und kaum eine Liebe verbindet die Menschen mehr als jene für das runde Leder, welches man nur zu gern im gegnerischen Netz sehen würde.
Zugegeben, ich habe für meinen Herzensverein, den Chemnitzer FC, schon manch Freudenträne vergossen und bittere Niederlagen betrauert. Was den Fußball aber wirklich einzigartig macht, ist, dass der Sport viel mehr als nur das Hobby der Fans ist. Fußball verbindet, lässt Kulturen erleben und Grenzen aufweichen. Deshalb ist mein Lieblingsort das Fußballstadion.
Fußball vereint Menschen & Kulturen
Viele Gepflogenheiten haben sich im 21. Jahrhundert nicht verändert. Gesellschaftsschichten erleben meist miteinander nicht nur den Berufsalltag, sondern auch bei der schöneren Seite der Work-Life-Balance bleiben die ungezogenen Grenzen nicht selten aktiv.
Der Fußball hingegen verzaubert die Menschen in allen Gesellschaftsschichten und baut somit wundervolle Brücken. Im Stadion ballt der Student neben dem Rentner die Faust zum Jubel und der Banker umarmt möglicherweise den arbeitssuchenden Nebenmann.
Umso wichtiger ist der Kampf vieler Fangruppen im europäischen Raum, die sich unter dem in Deutschland als „Fußball muss bezahlbar sein“ bekannten Slogan immer wieder dafür einsetzen, dass der Sport nicht vollständig zum Geschäft wird und sich auch untere Gesellschaftsschichten den Stadionbesuch leisten können.
Verbände von Ländern wie England (Premier League) oder Spanien (LaLiga) haben den liebenden Blick für den Volkssport an diversen Stellen aufgrund der glitzernden Euro- oder Pfundnoten verloren. Eine traurige Tendenz!
Groundhopping – Gleiche Regeln und doch ist jedes Spiel und Stadion anders
11 gegen 11 und am Ende gewinnen immer die Bayern? Die Basis eines jeden Spiels ist identisch, die Regeln mit wenigen Ausnahmen ebenso und auch die neu gebauten Stadien entwickelten sich im letzten Jahrzehnt immer mehr in Richtung Einheitsbrei.
Was macht den Fußball dann noch einzigartig? Warum ist das Fußballstadion der Lieblingsort unzähliger Menschen auf dem gesamten Globus? Vielleicht ist es die Gewissheit, dass der kleine David jederzeit Goliath schlagen kann. Vielleicht auch die Gruppendynamik, das „Wir“-Gefühl und die übersprudelnden Glückshormone nach dem entscheidenden Siegtor in der Schlussminute.
Für mich ist es noch mehr, nämlich die Chance, Menschen fernab ihrer Alltagsfesseln zu erleben. Als reiseaffiner Mensch ist mein Wunsch groß, in die Kultur eines Landes einzutauchen, Menschen unverbogen zu erleben und das typische Street Food des Landes einzuverleiben. Das Groundhopping im Fußballstadion macht es möglich!
Ich habe bis zum heutigen Tag in 80 Ländern 22 Männern – manchmal auch Frauen – dabei zugesehen, wie sie gegen den Ball traten. Nicht selten hätte ich, eingewechselt, die Qualität auf dem Rasen nur unwesentlich nach unten korrigiert. Doch die Herren Messi oder Ronaldo braucht es nicht für Leidenschaft auf den Rängen.
Die Glücksgefühle der Ärmsten dank des runden Leders…
In einem der ärmsten Länder der Welt – Lesotho – durfte ich fasziniert erleben, wie die Fans in rostenden und kaum straßentauglichen Fahrzeugen bei lautstarker Musik stolz ins Stadioninnere fuhren. Die Aufstellung der Autos am Rande der Tribüne ließ die Besitzer richtig stolz wirken. Zugleich gab es aber keinen Neid, alle Autos waren weit über die erlaubte Kapazität gefüllt und das Gemeinschaftsgefühl stand im Vordergrund.
Die im Alltag höchst penibel auf denkbare Verfehlungen achtenden Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate im Scheich-Gewand hingegen demonstrierten mit abschätzigen Gesten und Worten in Richtung der Gästefans aus Thailand, dass hinter der Fassade noch eine ganz andere – in Mitteleuropa normale – zweite Umgangsform besteht.
Zudem sind mir unfassbar viele schöne Erinnerungen im Kopf – von im Schnitt gefühlt 16-jährigen Teenies, welche in Marokko Fankurven mit bis zu 40.000 Menschen organisieren. Oder von Menschen, die mich in fernen Ländern auf Stadionbesuche einluden. Natürlich auch die halsbrecherischen Kletteraktionen von Fans an Stadionmauern, die sich den Eintrittspreis nicht leisten konnten.
Meine Top 1 meines Groundhopping
Die vorangegangenen Worte lesen sich wie eine Ode an den Fußball und diese hat er wohl auch verdient. Das Fußballstadion hingegen als Lieblingsort zu bezeichnen, hat ähnlich wenig Aussagekraft, wie pauschal den Lieblingsort mit „Strände“ oder „Berge“ zu deklarieren.
Butter bei die Fische: Welches Stadion ist nun wirklich das Schönste? Natürlich kann die Antwort nur subjektiv erfolgen. Groundhopping, Menschen mit dem verrückten Hobby Stadien mit einem Spielbesuch ähnlich wie beim Geo-Caching zu sammeln, haben im Regelfall eine Vorliebe für alte „Grounds“, denen man die Geschichte schon an den bröckelnden Tribünenmauern ansieht. Diese abenteuerliche Sichtweise vereint fast alle Fußballtouristen.
„La Bombonera“ in Buenos Aires an der Spitze meiner Lieblingsorte
Entsprechend ist meine Top 1 der Fußballstadien auch eher ungewöhnlich. In Deutschland fällt die Entscheidung auf die Grotenburg in Krefeld mit vier völlig verschiedenen altertümlichen Tribünen. Weltweit ist – wegen der Unverwechselbarkeit, des Charmes und auch der heißblütigen Fans – La Bombonera der Boca Juniors in Argentinien mein Favorit. In Europa ziehen aber natürlich auch allseits bekannte Knaller wie das Camp Nou in Barcelona oder das Ibrox der Rangers in Glasgow.
Ob auf dem Sportplatz oder im großen Stadion – die Faszination für das runde Leder und das Drumherum wird niemals versickern.
Neugier geweckt?
Du teilst die Leidenschaft für den Fußball und verbindest teilweise sogar Deine Reisen mit Stadionbesuchen? Dann schau gern mal im Sektor Groundhopping auf Globushopper vorbei. Diverse Fußball-Reiseberichte aus der ganzen Welt warten auf Dich.
Habt ihr schon mal Groundhopping ausprobiert? Ich muss gestehen, ich wusste vorher gar nicht so wirklich, dass es das gibt 🙂 Vielleicht interessiert ihr Euch auch für meine 20 schönsten Reisezitate!
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